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Der Weg zu tiefer Entspannung im Alltag Progressive Muskelentspannung
In unserer schnelllebigen Zeit leiden viele Menschen unter den Folgen von dauerhafter Anspannung und Stress. Die progressive Muskelentspannung (PME), auch progressive Muskelrelaxation (PMR) genannt, bietet hier eine wissenschaftlich fundierte und bewährte Methode, die nicht nur Stress abbaut, sondern auch zu einem besseren Körpergefühl führt.
Die progressive Muskelentspannung wurde in den 1930er Jahren von dem amerikanischen Arzt Edmund Jacobson entwickelt, der als Pionier auf dem Gebiet der Entspannungsforschung gilt. Als Begründer dieser Methode entdeckte Jacobson den engen Zusammenhang zwischen mentaler Anspannung und muskulärer Verkrampfung – eine Erkenntnis, die noch heute die Grundlage moderner Stressbewältigung bildet. Das Grundprinzip dieser systematischen Muskelentspannung basiert auf einem einfachen, aber höchst effektiven Mechanismus: Durch gezieltes Anspannen und anschließendes Entspannen verschiedener Muskelgruppen wird eine tiefgreifende körperliche und mentale Entspannung erreicht.
Für wen eignet sich progressive Muskelrelaxation?
Die progressive Muskelentspannung ist eine vielseitig einsetzbare Entspannungsmethode, die sich für Menschen in verschiedensten Lebenssituationen eignet.
Besonders nützlich ist sie für Menschen mit:
akuten oder chronischen Stresssymptomen,
regelmäßigen Ein- und Durchschlafproblemen,
wiederkehrenden Verspannungen, insbesondere im Schulter-Nacken-Bereich,
Konzentrationsschwierigkeiten und mentaler Überbelastung,
Spannungskopfschmerzen oder Migräne,
Burnout-Gefährdung oder ersten Anzeichen und
Bluthochdruck und stressbedingten Herz-Kreislauf-Beschwerden.
Die Progressive Muskelentspannung konzentriert sich auf körperliche Abläufe. Methoden, die mit visuellen Vorstellungen arbeiten, kommen nicht zum Einsatz.
Wichtig zu wissen
Bei akuten Verletzungen im Bewegungsapparat, frischen Muskelzerrungen oder schweren körperlichen Erkrankungen sollten Sie vor Beginn der Übungen unbedingt Rücksprache mit Ihrem Arzt halten. Dies gilt auch, wenn Sie unter akuten Entzündungen leiden oder bestimmte psychische Erkrankungen wie akuten Psychosen und anderen gesundheitlichen Einschränkungen unterliegen.
Die Vorteile regelmäßiger Muskelentspannung
Die positive Wirkung der progressiven Muskelentspannung ist durch zahlreiche wissenschaftliche Studien belegt. Bei regelmäßiger Anwendung können sich folgende Effekte zeigen:
1. Körperliche Vorteile:
Reduzierung von Verspannungen im gesamten Bewegungsapparat,
Verbesserung des Schlafes und verkürzte Einschlafzeit,
nachweisliche Senkung des Blutdrucks und der Herzfrequenz,
Stärkung des Immunsystems durch verminderte Ausschüttung von Stresshormonen,
Linderung chronischer Schmerzzustände, besonders im Bereich der Muskulatur,
Harmonisierung der Verdauungsfunktionen,
Verbesserung der Körperwahrnehmung und
Regulation der Atmung.
2. Psychische und mentale Vorteile:
Effektiver und nachhaltiger Stressabbau,
gesteigerte Konzentrations- und Leistungsfähigkeit,
erhöhte emotionale Ausgeglichenheit und Stabilität,
verbessertes Körperbewusstsein und Körperwahrnehmung,
Reduktion von Angstzuständen,
Stärkung der Selbstwahrnehmung und -steuerung,
verbesserte Work-Life-Balance,
gesteigerte Resilienz gegenüber Stressoren und
stressbedingten Herz-Kreislauf-Beschwerden wie Bluthochdruck.
Progessive Muskelentspannung als Prävention
Bei sorgfältiger Ausführung wirkt die PMR auch präventiv. Sie verbessert Ihren Umgang mit Stress, führt zu mehr Ausgeglichenheit und löst psychische Spannungen. Zudem dient sie als Prävention von Burnout-Zuständen.
Die praktische Durchführung der PMR-Übungen
Für die Durchführung der progressiven Muskelentspannung ist es hilfreich, sich ausreichend Zeit für die Vorbereitung zu nehmen und eine klare Übungsstruktur einzuhalten.
Optimale Vorbereitung
Zunächst sollten Sie einen ruhigen, störungsfreien Raum mit angenehmer Temperatur wählen. Gedämpftes Licht und eine bequeme Sitz- oder Liegemöglichkeit unterstützen den Entspannungsprozess. Tragen Sie bequeme Kleidung und legen Sie Ihren Schmuck und störende Accessoires ab.
Die systematische Übungsabfolge
1. Grundposition und Atmung: Nachdem Sie eine angenehme Position eingenommen haben – entweder in bequemer Rückenlage oder aufrecht sitzend – atmen Sie einige Male tief durch. Legen Sie dabei eine Hand sanft auf Ihren Bauch und nehmen Sie bewusst die Bewegung Ihrer Atmung wahr. Diese ruhige Atembeobachtung hilft Ihnen dabei, bereits in einen ersten Zustand der Entspannung zu kommen.
2. Systematische Muskelanspannung und -entspannung: Beijeder der unter 3. beschriebenen Übungen spannen Sie die jeweilige Muskelgruppe für etwa fünf bis sieben Sekunden kräftig an (allerdings nicht mit maximaler Kraft – so vermeiden Sie Verkrampfungen). Anschließend folgt eine längere Phase von 30 bis 40 Sekunden, in der Sie bewusst die eintretende Entspannung wahrnehmen und ihr nachspüren. Besonders wichtig ist dabei, dass Sie Ihre Aufmerksamkeit gezielt auf den Unterschied zwischen dem angespannten und dem nun gelösten Zustand der Muskulatur richten. Dieses bewusste Erleben des Kontrastes verstärkt den entspannenden Effekt der Übung.
3. Detaillierte Übungsreihenfolge:
Im Kopfbereich:
Stirn runzeln und Augenbrauen hochziehen,
Augen fest zusammenkneifen,
Nase rümpfen und Nasenflügel spreizen,
Lippen fest aufeinander pressen,
Zunge gegen den Gaumen drücken und
Kiefer fest zusammenbeißen.
Hals und Nacken:
Kinn zur Brust ziehen,
Kopf vorsichtig in den Nacken legen und
Schultern hochziehen.
Oberkörper:
Schulterblätter zusammenziehen,
Brustkorb dehnen,
Bauch einziehen und anspannen und
Rücken durchdrücken.
Arme und Hände:
Fäuste ballen,
Unterarme und
Oberarme anspannen.
Beine und Füße:
Oberschenkel anspannen,
Unterschenkel anspannen,
Füße anziehen und strecken und
Zehen spreizen und beugen.
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Die progressive Muskelentspannung lässt sich ausgezeichnet in den Alltag integrieren: Im Büroalltag können Sie kurze Entspannungssequenzen für Schultern und Nacken zwischen Meetings einbauen. Während der Bildschirmarbeit bieten sich regelmäßige Entspannungsübungen für die Handgelenke und Finger an. Auch die Fußmuskulatur können Sie diskret unter dem Schreibtisch aktivieren und entspannen.
Unterwegs lassen sich Wartezeiten sinnvoll für einzelne Übungen nutzen. Selbst im öffentlichen Verkehr können Sie unauffällig kleine Sequenzen durchführen. Besonders wertvoll erweist sich die Technik vor wichtigen Terminen oder in stressigen Situationen, bei denen eine kurze Entspannungssequenz Ihre Ruhe und Konzentration fördern kann.
Mit regelmäßigem Training – idealerweise täglich zehn bis 15 Minuten – entwickelt sich die progressive Muskelentspannung zu einem wertvollen Werkzeug der persönlichen Stressbewältigung. Das Besondere dabei: Je häufiger Sie die Technik ausüben, desto schneller und nachhaltiger stellt sich der Entspannungseffekt ein. Langfristig reicht oft schon das bewusste Loslassen einzelner Muskelgruppen, um eine spürbare Entspannung herbeizuführen.
Die Kombination aus progressiver Muskelentspannung und bewusster Atmung ermöglicht eine effektive Stressreduktion selbst in fordernden Situationen, wie bei Stress am Arbeitsplatz.
Ralf von Seckendorff: Auswirkungen eines 6-wöchigen Entspannungstrainings (Progressive Muskelrelaxation nach Jacobson) auf Blutdruck, Herzfrequenz und Herzratenvariabilität sowie psychologische Parameter (Stresserleben, Angst, Ärger) bei gesunden Probanden. Frankfurt Oder 2009. refubium.fu-berlin.de/bitstream/handle/fub188/4527/pmrdiss300309Abgabeversion.pdf?sequence=1&isAllowed=y (7.11.2024)
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