Gesundheitspolitik Steigende Ausgaben
Wegen unerwartet hoher Leistungsausgaben müssen viele Kassen ihren Zusatzbeitrag anpassen – auch die mhplus
Die Ausgaben der gesetzlichen Krankenkassen steigen seit Jahren schneller als die Einnahmen. Aktuell beschleunigt sich diese Entwicklung. Gründe dafür sind politische Eingriffe in die Kassenreserven und ein unerwartet hoher Anstieg bei den Leistungsausgaben. Die Rücklagen der Krankenkassen sind aufgebraucht. Diese können das wachsende Defizit nicht mehr ausgleichen. Viele Krankenkassen müssen deshalb ihre Beiträge anpassen – auch die mhplus.
Seit Jahren verschlechtert sich die allgemeine Finanzsituation der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV). Dringend notwendige Reformen wurden von der Politik verschleppt. Statt die Finanzierung der Gesundheitsversorgung endlich auf stabile Beine zu stellen, werden immer weiter Kosten auf die Krankenkassen und damit auf die Beitragszahlenden abgewälzt. Die Folge: Die Lücke zwischen Einnahmen und Ausgaben der Krankenkassen wird immer größer.
Dieser Trend verstärkt sich im laufenden Jahr durch einen unerwartet starken Anstieg bei den Leistungsausgaben: „Wir erleben besonders im Krankenhaus- und Arzneimittelbereich eine Ausgabendynamik, die so nicht vorhersehbar war“, erklärt Heiko Kastner, Vorstand der mhplus Krankenkasse. Diese Bereiche machen fast die Hälfte der gesamten Ausgaben der GKV aus. So stiegen die Krankenhauskosten im 1. Halbjahr 2024 um 7,5 %, die Arzneimittelausgaben sogar um 9,7 %. Insgesamt liegen die Ausgaben der gesetzlichen Krankenkassen im 1. Halbjahr damit 1,9 Milliarden Euro höher als von Experten vorausberechnet. Solche unerwarteten Mehrausgaben können die Krankenkassen nicht mehr ausgleichen. Denn aufgrund politischer Vorgaben mussten sie ihre Rücklagen in den letzten Jahren auf einen Bruchteil einer Monatsausgabe verringern.
Einige Krankenkassen haben bereits auf diese Entwicklung reagiert und ihre Zusatzbeiträge erhöht. Auch die mhplus passt ihren Zusatzbeitrag zum 1. Oktober 2024 auf 2,56 % an. Seit Januar 2023 lag der Zusatzbeitrag stabil bei 1,58 %. Der Beitrag wird in der Regel zur Hälfte vom Arbeitgeber getragen.
Für 2025 erwarten Experten weiter steigende Ausgaben für die GKV. Der Bundesgesundheitsminister selbst hatte im August höhere Beiträge in der Kranken- und Pflegeversicherung angekündigt. Trotzdem sind nach wie vor keine politischen Maßnahmen zu erwarten, die die finanzielle Situation der GKV verbessern. Vielmehr werden die Beitragszahlenden weiterhin für eigentlich staatliche Aufgaben zur Kasse gebeten. Würde der Bund die Krankenversicherungsbeiträge für Bürgergeldbeziehende ausreichend finanzieren, hätte die GKV allein in diesem Jahr rund neun Milliarden Euro mehr zur Verfügung – das entspricht etwa 0,5 Beitragssatzpunkten.
Auch die dringend notwendige Dynamisierung des Bundeszuschusses zur Kranken- und Pflegeversicherung wurde bisher nicht umgesetzt. Stattdessen stehen weitere Gesetzesvorhaben im Raum, die die Kosten für die GKV weiter in die Höhe treiben. Dazu zählt zum Beispiel der 50 Milliarden Euro schwere Transformationsfonds für die Krankenhäuser, der je zur Hälfte aus Beitragsgeldern der GKV und von den Ländern finanziert werden soll.