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Mental Load – die permanente Organisations- und Planungsarbeit im Kopf – belastet vor allem Mütter im Alltag. Dieser Beitrag beleuchtet Ursachen, Folgen und mögliche Lösungsansätze für diese versteckte Überlastung.
Mental Load bezeichnet die unsichtbare Belastung durch das ständige Nachdenken, Planen und Organisieren des Alltags – sei es im Haushalt, im Beruf oder in der Familie. Im Gegensatz zur körperlichen Arbeit (wie Putzen oder Kochen) bleibt diese Denkarbeit für andere unsichtbar.
Mental Load entsteht, wenn eine Person ständig dafür verantwortlich ist:
Termine und Abläufe zu planen,
Aufgaben zu delegieren und nachzuhalten,
vorausschauend für alle Beteiligten zu denken.
Das Besondere: Diese mentale Verantwortung lässt sich kaum abschalten. Selbst in Ruhephasen arbeitet der Kopf weiter. Erst wenn die Verantwortung für einen Bereich komplett – und nicht nur für einzelne Aufgaben – abgegeben wird, sinkt die Belastung wirklich.
Warum betrifft Mental Load besonders Mütter?
Die Studie „Mental Load – Frauen tragen die überwiegende Last” des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) der Hans-Böckler-Stiftung belegt die ungleiche Verteilung des Mental Loads mit eindeutigen Zahlen: 62 Prozent der befragten Frauen geben an, den Großteil der kognitiven, also der geistigen, Arbeit im Haushalt zu leisten – bei den Männern sind es nur 20 Prozent. Noch gravierender ist die Situation bei den Müttern: 74 Prozent der Frauen mit Kindern im Haushalt geben an, die Hauptlast der Planungs- und Organisationsarbeit zu tragen. Die Gründe für diese ungleiche Verteilung sind vielfältig:
Die unsichtbare Falle der Doppelbelastung
Während die Erwerbstätigkeit von Frauen heute selbstverständlich ist, hat sich die Aufteilung der Familienarbeit kaum verändert. Die WSI-Studie stützt sich auf Daten des Mikrozensus, wonach in fast 68 Prozent der Familien mit Kindern unter 18 Jahren der Mann in Vollzeit und die Frau in Teilzeit arbeitet. Dieses Modell weist der Frau automatisch die Hauptverantwortung für die Familie zu.
Selbst wenn Mütter Vollzeit arbeiten, tragen sie laut Studie zu 57 Prozent die Hauptlast der Denk- und Planungsarbeit. Sie jonglieren zwischen beruflichen Anforderungen und der Organisation des Familienalltags – ein Spagat, der zu chronischer Überlastung führen kann.
Der Mental Load verstärkt sich mit jedem Kind
Mit Kindern im Haushalt steigt die mentale Belastung deutlich an. Die zu koordinierenden Aufgaben vervielfachen sich: Kindertagesstätte, Schule, Arzttermine, Freizeitaktivitäten, Geburtstagsgeschenke, passende Kleidung für jede Jahreszeit – alles muss bedacht, geplant und organisiert werden. Die WSI-Befragung zeigt, dass sich Frauen durch diese Aufgaben deutlich stärker belastet fühlen als Männer.
Entspannungskurse der mhplus
Entspannungskurse helfen Ihnen dabei Ihre Mental Load zu senken und zu entschleunigen.
„Ich kann nachts nicht einschlafen, weil mir plötzlich einfällt, dass ich noch die Sportschuhe für das Kind bestellen muss.” – „Selbst im Urlaub kreisen meine Gedanken um die Einkaufsliste für den Tag nach der Rückkehr.” Diese Aussagen verdeutlichen typische Anzeichen für übermäßigen Mental Load.
Die ständige Gedankenarbeit kann zu einer erheblichen Belastung werden. Typische Stresssymptome wie Konzentrations-, Ein- und Durchschlafstörungen und Reizbarkeit werden dadurch verstärkt. Bei dauerhafter Überlastung können sowohl psychische als auch körperliche Folgen hinzukommen. Häufig treten Erschöpfungszustände auf, die im Extremfall einem Burnout ähneln. Darüber hinaus kann die ungleiche Verteilung des Mental Loads zu Spannungen in der Partnerschaft führen – etwa durch wachsende Frustration („Warum muss ich immer an alles denken?”) und emotionale Distanzierung.
5 Schritte, um Mental Load zu reduzieren
Mental Load lässt sich nicht einfach „wegorganisieren” – es braucht strukturelle Veränderungen und ein Umdenken aller Beteiligten. Der Weg zu einer ausgewogeneren Verteilung führt über mehrere aufeinander aufbauende Schritte.
1. Die eigene Belastung erkennen
Viele Menschen – insbesondere Frauen – nehmen den Mental Load als selbstverständlich hin. Der erste Schritt zur Veränderung besteht darin, sich der unsichtbaren Belastung bewusst zu werden und die eigene Situation zu analysieren. Stellen Sie sich folgende Fragen:
Wer behält in der Familie den Überblick über anstehende Termine?
Wer denkt an die Geschenke für die Kindergeburtstage?
Wer plant die Mahlzeiten und erstellt Einkaufslisten?
Wer kümmert sich um die Urlaubsplanung von der Buchung bis zur Packliste?
Wer koordiniert die Kinderbetreuung im Krankheitsfall oder während der Schulferien?
Führen Sie ein bis zwei Wochen lang ein „Mental-Load-Tagebuch”. Notieren Sie alle Planungs- und Organisationsaufgaben, die Sie übernehmen. Allein die Dokumentation schärft das Bewusstsein für die tatsächliche Belastung und bietet gleichzeitig eine konkrete Gesprächsgrundlage.
2. Kommunikation als Schlüssel
Mental Load bleibt oft unsichtbar, weil nicht darüber gesprochen wird. Offene Kommunikation ist die Basis für Veränderungen.
Das Gespräch über die unsichtbare Arbeit führen
Wählen Sie einen entspannten Moment und vermeiden Sie Schuldzuweisungen. Beschreiben Sie Ihre Erfahrungen konkret, zum Beispiel: „Mir ist aufgefallen, dass ich ständig an die Arzttermine der Kinder denken muss. Das belastet mich, weil ich auch während der Arbeit daran denke.”
Hilfreich ist die Verwendung von Ich-Botschaften: „Ich fühle mich überfordert, wenn ich allein für die Planung aller Familienaktivitäten verantwortlich bin.” Diese Formulierung klingt weniger anklagend als: „Du kümmerst dich nie um die Planung.”
Bedürfnisse klar formulieren
Sagen Sie, was Sie sich konkret wünschen: „Ich möchte, dass wir die Verantwortung für die Planung des Familienalltags teilen.” Formulieren Sie dabei positive Ziele statt Beschwerden.meinsame Planung etablieren
Führen Sie regelmäßige Familiengespräche ein, zum Beispiel jeden Sonntagabend für 15 Minuten. Besprechen Sie, welche Termine anstehen, was zu erledigen ist und wer wofür die Verantwortung übernimmt. Digitale Familienkalender schaffen Transparenz und ermöglichen allen Familienmitgliedern den Überblick.
3. Faire Arbeitsteilung in der Familie
Nach dem Erkennen und Besprechen folgt die aktive Umverteilung der Denkarbeit.
Verantwortungsbereiche klar definieren
Teilen Sie die Verantwortungsbereiche fair auf. Entscheidend ist die vollständige Übertragung der Verantwortung – vom Denken bis zur Umsetzung. Die Frage sollte zum Beispiel nicht lauten: „Hilfst du mir, die Kindergeburtstage zu organisieren?” Vielmehr sollte sie so formuliert sein: „Übernimmst du die komplette Organisation der Kindergeburtstage?”
Dabei hilft eine klare Aufgabenteilung:
Partner A übernimmt die Verantwortung für den Kleidungskauf der Kinder.
Partner B kümmert sich um die Arzttermine.
Der Lebensmitteleinkauf wird abwechselnd geplant.
Wichtig dabei: Viele Mütter tun sich schwer damit, Aufgaben und somit die Kontrolle vollständig abzugeben. Für eine wirkliche Entlastung müssen sie jedoch dafür bereit sein und verschiedene Lösungswege akzeptieren können.
Gerade in heterosexuellen Beziehungen mit Kindern ist die eigenverantwortliche Übernahme von Aufgabenbereichen durch den Vater besonders wichtig – ohne dass die Mutter als „Aufsicht” im Hintergrund spürbar bleibt.
4. Selbstfürsorge wagen
Wer für andere sorgt, muss auch auf sich selbst achten. Selfcare ist kein Egoismus, sondern eine notwendige Voraussetzung für Gesundheit und Wohlbefinden.
Auch einmal „nein” sagen
Lernen Sie, Grenzen zu setzen – bei zusätzlichen Verpflichtungen, aber auch bei überzogenen Ansprüchen an sich selbst. Nicht jede Geburtstagsfeier muss aufwendig dekoriert, nicht jede Mahlzeit selbst gekocht werden.
Zeit für Erholung einplanen
Tragen Sie Auszeiten genauso konsequent in den Kalender ein wie berufliche Termine. Reservieren Sie sich Zeit für Aktivitäten, die Ihnen Freude bereiten und neue Energie geben – sei es Sport, Lesen oder Freunde treffen.
Schritt 5: Delegieren und Loslassen üben
Perfektionismus erhöht den Mental Load. Das Loslassen von überhöhten Ansprüchen entlastet.
Mit einem „gut genug” zufrieden sein
Akzeptieren Sie, dass andere Familienmitglieder Aufgaben anders erledigen als Sie selbst. Solange das Ergebnis gut ist und funktioniert, ist der Weg dorthin zweitrangig. Der Pullover ist vielleicht nicht perfekt gefaltet – aber er ist sauber und im Schrank.
Die eigenen Kinder einbeziehen
Kinder können ihrem Alter entsprechend Verantwortung übernehmen. Schon Vorschulkinder räumen ihr Spielzeug auf, Grundschulkinder packen ihre Schultasche selbst, Jugendliche organisieren eigenständig ihre Freizeitaktivitäten. Das entlastet nicht nur die Eltern, sondern fördert auch wichtige Lebenskompetenzen.
Exkurs: Die Benennung des Unsichtbaren
Der Begriff „Mental Load” ist relativ neu, das Phänomen selbst existiert jedoch schon seit Generationen. Ein historischer Blick zeigt, wie sich die Wahrnehmung dieser verborgenen Arbeit gewandelt hat.
Lange Zeit galt die Organisation des Haushalts als natürliche Aufgabe der Frau. In den 1950er- und 1960er-Jahren definierte das Ideal der „guten Hausfrau” nicht nur praktische Tätigkeiten wie Kochen und Putzen, sondern auch die reibungslose Organisation des Familienlebens. Diese Denkarbeit wurde jedoch nicht als eigenständige Leistung anerkannt.
Mit der zunehmenden Vollzeiterwerbstätigkeit von Frauen im Laufe des 20. Jahrhunderts änderte sich an der Verteilung dieser kognitiven Aufgaben zunächst wenig. Während die sichtbare Hausarbeit teilweise umverteilt wurde, blieb die Koordination meist in weiblicher Hand – zusätzlich zur Erwerbsarbeit.
Erst in den letzten Jahren erhielt diese unsichtbare Last einen Namen und Anerkennung. Die französische Comiczeichnerin Emma rückte 2017 mit ihrem viral gegangenen Comic „The Mental Load: A Feminist Comic” das Thema ins Rampenlicht. Seitdem wächst das gesellschaftliche Bewusstsein für diese bislang unbemerkte Form der Ungleichheit.
Fazit: Von der individuellen zur gesellschaftlichen Lösung
Mental Load ist mehr als ein individuelles Problem – es spiegelt strukturelle Ungleichheiten wider. Neben persönlichen Strategien wie bewusster Wahrnehmung, offener Kommunikation und fairer Arbeitsteilung braucht es gesellschaftliche Veränderungen.
Flexible Arbeitszeitmodelle für alle Geschlechter, wertschätzende Unternehmenskulturen und ausreichende Kinderbetreuungsangebote sind wichtige Rahmenbedingungen für eine gerechtere Verteilung.
Der Weg zu weniger Mental Load erfordert Engagement auf vielen Ebenen. Und der Einsatz lohnt sich: Er führt zu mehr Wohlbefinden, gesünderen Beziehungen und einem erfüllteren Leben für alle Beteiligten.
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