Wirklich besser? Ist Dinkel gesünder als Weizen?
In den letzten Jahren ist Weizen in Verruf geraten und Dinkel gilt als die gesündere Alternative. Was viele nicht wissen: Beide Getreide sind enge Verwandte und ähneln sich sehr.
Weizen vs. Dinkel
Weizen ist weltweit die wichtigste Getreidesorte und versorgt viele Menschen mit Energie, Eiweiß und Mineralstoffen. Trotzdem gab es in den letzten Jahren viele negative Schlagzeilen zum traditionellen Brotgetreide: Weizen soll krank, dick oder gar dumm machen. Ist ein Umstieg auf Dinkel die Lösung?
Wie verträglich sind Weizen und Dinkel?
Immer mehr Menschen verzichten auf Brot und andere Produkte aus Weizen. Sie sind davon überzeugt, Weizen nicht zu vertragen. Meist unnötig, wie Ernährungsfachleute betonen. Nur wer an einer Zöliakie (=Glutenunverträglichkeit) oder Weizenallergie leidet, muss Weizen meiden. In diesem Fall sollten sie auch Dinkel meiden. Das betrifft nur 0,1 Prozent aller Deutschen. Schwieriger bis gar nicht lässt sich eine Weizen- oder Glutensensitivität feststellen. Die Symptome sind vielfältig, von Müdigkeit bis Bauchschmerzen. Bisher ist sich die Wissenschaft nicht einig, ob es diese neue Krankheit überhaupt gibt.
Ist Dinkel die gesündere Alternative?
Dinkel an sich ist nicht gesünder als Weizen oder Roggen. Manche Menschen vertragen aber Dinkelbrote besser. Das liegt jedoch weniger am Getreide als an der langen Teigführung. Denn Dinkelbrote gibt es vor allem in handwerklichen oder Bio-Bäckereien und die arbeiten traditionell mit Zeit statt Zusatzstoffen: Die Brotteige dürfen über mehrere Stunden reifen. Dadurch werden schwer verdauliche Stoffe abgebaut – auch in Weizenbroten.
Wenn Sie eine Weizenallergie haben, ist Dinkel keine Alternative. Beide Getreide enthalten dieselben Allergieauslöser. Das gilt auch für Menschen mit einer Zöliakie, denn Dinkel enthält ebenfalls Gluten. Wer an einer Zöliakie leidet, muss alle glutenhaltigen Getreide wie Weizen, Roggen, Gerste und eben auch Dinkel meiden.
Dinkel und Weizen haben vieles gemeinsam
Dinkel und Weizen haben mehr Gemeinsamkeiten als Unterschiede, denn sie sind eng verwandt. Beide gehören zur Gattung Triticum. Weizen wurde bereits im 9. Jahrtausend vor Christus angebaut. Dinkel ist vermutlich später als Mutation aus Weizen entstanden. Dinkel bringt allerdings weniger Ertrag und muss aufwändiger verarbeitet werden. Daher ist er teurer. Das gleicht er durch seinen guten, nussigen Geschmack aus.
Beim Blick auf die Nährstoffe schneidet Dinkel leicht besser als Weizen ab: Er liefert mehr Eiweiß, Magnesium, Eisen, Zink und das B-Vitamin Folsäure. Dafür ist Weizen reicher an Ballaststoffen. Das gilt natürlich nur, wenn Sie beide Getreide als Vollkorn essen.
Nährstoffe | Dinkel | Weizen |
Eiweiß (g) | 17 | 11 |
Magnesium (mg) | 135 | 100 |
Eisen (mg) | 4.4 | 3,2 |
Zink (mg) | 3,7 | 2,6 |
Folsäure (μg) | 50 | 85 |
Ballaststoffe (g) | 10 | 13,3 |
Ob Weizen oder Dinkel: Hauptsache Vollkorn
Egal, ob Sie sich für Weizen, Dinkel, Roggen oder Urgetreide wie Emmer und Einkorn entscheiden: Im Idealfall greifen Sie immer zur Vollkornvariante, denn die liefert viele Ballaststoffe. Ballaststoffe machen lange satt, bewahren vor Heißhungerattacken und sind gut für die Verdauung. Wenn Sie bisher wenig Vollkorn gegessen haben, starten Sie mit Broten, die nur zur Hälfte aus fein gemahlenem Vollkornmehl bestehen. Oder mischen Sie Vollkornnudeln mit hellen Nudeln. So gewöhnen Sie Ihren Körper allmählich an die ungewohnte Kost und werden die neue Vielfalt bald nicht mehr missen mögen.
Autor
Ernährungs-Expertin und Diplom-Oecotrophologin Gabriela Freitag-Ziegler
Quellen
Bundesinstitut für Risikobewertung (2023, 13. Januar). Auch Dinkel kann Allergien auslösen – Wissensstand der Bevölkerung zu Dinkel als Weizenart ist niedrig.
Lobitz, R. (2023, 18. Januar). Weizen – Zahlen und Fakten. Von Zöliakie bis Glutensensitivität. Bundeszentrum für Ernährung.
Deutsche Gesellschaft für Ernährung. (o.D.). Ballaststoffe. DGE.
Deutscher Allergie- und Asthmabund. (o.D.). Weizen-Allergie. DAAB.
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