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Frau hält sich den Bauch beim Arztgespräch über Symptome für Reizdarm
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Wenn der Darm verrückt spielt Symptome für Reizdarm

Gerade noch Verstopfung, dann plötzlich Durchfall – für Menschen mit Reizdarmsyndrom (RDS) gehört dieses Wechselspiel im Darm häufig zum Alltag und kann diesen erheblich beeinträchtigen. Die Darmerkrankung betrifft etwa jeden siebten Menschen in Deutschland, besonders häufig ist die Erkrankung bei Frauen und im Alter zwischen 20 und 40 Jahren. Auch wenn sich das Reizdarmsyndrom nicht heilen lässt, können die Symptome mit der richtigen Strategie deutlich gelindert werden.

Woran erkennt man Reizdarm?

Das Reizdarmsyndrom ist eine komplexe, Erkrankung des Darms, die mit verschiedenen unspezifischen Beschwerden einhergeht – wie Durchfall, Verstopfung, Blähungen und besonders mit Bauchschmerzen. Die Intensität der Beschwerden kann dabei individuell stark schwanken. Charakteristisch für das Reizdarmsyndrom sind beschwerdefreie Phasen, die sich mit akuten Krankheitsschüben abwechseln. 

Typischerweise:

  • Treten die Beschwerden über einen längeren Zeitraum auf
  • Verschlimmern sich die Symptome häufig nach der Nahrungsaufnahme
  • Reagiert der Darm besonders empfindlich auf bestimmte Lebensmittel und Stresssituationen
  • Wechseln sich verschiedene Beschwerdebilder ab

Nicht nur die Symptome, sondern auch die Diagnose eines Reizdarmsyndroms ist komplex. Zunächst müssen andere Erkrankungen des Magen-Darm-Trakts ausgeschlossen werden. Dabei helfen verschiedene Untersuchungen wie Bluttests, Stuhlproben und häufig auch eine Darmspiegelung. Eine finale Diagnose erfolgt auf Basis der aktuellen S3-Leitlinien, die unter anderem von der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) und der Deutschen Gesellschaft für Neurogastroenterologie und Motilität (DGNM) erstellt werden.

Ihnen zufolge sollten folgende Merkmale zutreffen: 

  • Beschwerden wie Bauchschmerzen oder Blähungen hängen eindeutig mit Ihrer Verdauung zusammen und führen oft zu Veränderungen beim Stuhlgang. Die Symptome bestehen seit mindestens drei Monaten.
  • Die Beschwerden sind so belastend für Sie, dass sie Ihren Alltag deutlich einschränken.
  • Andere Krankheiten wurden als Ursache für Ihre Beschwerden ausgeschlossen.

Hauptsymptome des Reizdarmsyndroms

Bauchschmerzen und veränderte Stuhlgewohnheiten bilden häufig die symptomatische Basis beim RDS. Je nach vorherrschenden Beschwerden im Zusammenhang mit Stuhlgewohnheiten wird zwischen verschiedenen Typen des Reizdarmsyndroms unterschieden:

  • Obstipations-dominanter Typ (RDS-C): Betroffene leiden vorherrschend unter Verstopfung.
  • Durchfall Diarrhö-dominanter Typ (RDS-D): Betroffene leiden vorherrschend unter Durchfall.
  • Mischtyp (RDS-M): Betroffene leiden unter Verstopfung und Durchfall im Wechsel.
  • Nicht klassifizierbarer Typ (RDS-U): Die Stuhlkonsistenz-Muster erfüllen nicht die Kriterien der drei anderen Typen und können daher nicht eindeutig zugeordnet werden.

Bauchschmerzen und Krämpfe: Die häufigsten Begleiter

Menschen mit Reizdarmsyndrom leiden besonders unter wiederkehrenden Bauchschmerzen, die mindestens einmal pro Woche auftreten und über drei Monate andauern. Typischerweise:

  • Konzentrieren sich die Schmerzen auf den Unterbauch
  • Bessern sich die Beschwerden nach dem Stuhlgang
  • Schwankt die Intensität von leichtem Ziehen bis zu starken Krämpfen
  • Verstärken sich die Schmerzen häufig nach den Mahlzeiten

Viele Betroffene berichten zudem von mehreren Schmerzattacken pro Woche, die oft in Stresssituationen zunehmen.

Der wechselhafte Stuhlgang: Von Verstopfung bis Durchfall

Das Reizdarmsyndrom äußert sich häufig durch einen unregelmäßigen Stuhlgang. Dabei können sich Phasen von Verstopfung und Durchfall abwechseln

Verstopfung beim Reizdarmsyndrom

  • Der Stuhlgang erfolgt weniger als dreimal pro Woche
  • Die Entleerung ist oft mühsam und unvollständig
  • Nach dem Toilettengang bleibt häufig ein Gefühl der unvollständigen Entleerung

Durchfall als Reizdarm-Symptom

  • Häufig morgendlicher Durchfall, besonders in Stresssituationen
  • Stuhlgang bessert zunächst die Beschwerden, kann aber mehrfach am Tag wiederkehren
  • Starkes Dranggefühl
  • Im Gegensatz zu einem Magen-Darm-Infekt hält der Durchfall länger an

Blähungen und Völlegefühl: Wenn der Bauch sich aufbläht

Ein aufgeblähter Bauch und vermehrte Gasbildung treten häufig begleitend auf – besonders nach den Mahlzeiten oder dem Verzehr bestimmter Lebensmittel. Das aus den Blähungen resultierende Völlegefühl wird von vielen Betroffenen als besonders belastend empfunden und kann den Alltag stark einschränken. 

Mann mit Bauchschmerzen als typisches Symptom für Reizdarm

Begleitsymptome: Wenn Körper und Psyche leiden

Die Beschwerden eines Reizdarmsyndroms können Betroffene sehr belasten und auch über den Darm hinaus gehen. Viele Betroffene leiden zusätzlich unter:

Körperlichen Begleiterscheinungen:

  • Übelkeit und Sodbrennen
  • Schleimigen Beimengungen im Stuhl
  • Rückenschmerzen
  • Häufigem Harndrang
  • Kopfschmerzen und Erschöpfung

Psychischen Beschwerden:

  • Erhöhtes Stressempfinden
  • Angstzustände, besonders vor sozialen Situationen
  • Depressive Verstimmungen durch die chronische Belastung
Blauer Klecks mit einem Arztkoffer-Symbol

Hilfe bei Reizdarm

Das mhplus bietet Reizdarmpatienten das Programm „Darmgesund – mit dem Ich-Faktor“. Das Programm umfasst unter anderem eine Stuhlprobe, eine Befragung zu Ihren Ernährungsgewohnheiten und eine ausführliche Beratung.

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Reizdarm: Auslöser und Trigger erkennen

Bei einem Reizdarmsyndrom spielen verschiedene Faktoren zusammen, die die Beschwerden auslösen oder verstärken können. Die genaue Entstehung und Ursache der Erkrankung sind aber nicht geklärt. Das Erkennen dieser Trigger ist ein wichtiger Schritt zur Linderung der Symptome. 

Ernährungsfaktoren bei Reizdarm

Bestimmte Lebensmittel können die Darmflora aus dem Gleichgewicht bringen und Beschwerden bei Reizdarm verstärken. Eine Gruppe von Kohlenhydraten spielt dabei eine besondere Rolle: Die sogenannten FODMAPs werden im Darm nur schwer aufgespalten und können daher Beschwerden verstärken. Zu diesen FODMAPs gehören:

  • Fruchtzucker in Äpfeln, Birnen und Honig
  • Milchzucker in Milchprodukten
  • Fruktane in Weizen, Zwiebeln und Knoblauch
  • Ballaststoffe in Hülsenfrüchten
  • Zuckeralkohole in zuckerfreien Süßigkeiten

Auf diese Nahrungsmittel reagieren viele Betroffene ebenfalls empfindlich:

  • Fermentierte Lebensmittel wie Sauerkraut oder Kombucha
  • Fettreiche Mahlzeiten 
  • Scharfe Gewürze (reizen die Darmschleimhaut)
  • Kohlensäure (fördert Blähungen)

Psychische Faktoren: Stress und seelische Belastungen

Zwischen unserem Darm und unserer Psyche besteht eine enge Verbindung. Stress und seelische Belastungen können Darmbeschwerden daher stark beeinflussen. Typische Situationen sind:

  • Beruflicher und privater Stress
  • Konfliktreiche Situationen
  • Prüfungen oder wichtige Termine
  • Unverarbeitete emotionale Erlebnisse
  • Niedergeschlagenheit und Antriebslosigkeit

Äußere Einflüsse im Alltag

Auch Ihr Lebensstil und verschiedene Umweltfaktoren können das Reizdarmsyndrom beeinflussen. Zu den wichtigsten Faktoren gehören:

  • Unregelmäßige Mahlzeiten
  • Zu wenig Bewegung
  • Schlafmangel
  • Zu viel Koffein oder Alkohol
  • Medikamente wie Antibiotika, Schmerzmittel oder Eisenpräparate

Tipp: Ein Symptom-Tagebuch kann unterstützen

Ein Symptom-Tagebuch kann Ihnen dabei helfen, Ihre individuellen Trigger zu identifizieren und funktioniert ganz einfach. Notieren Sie täglich:

  • Gegessene Mahlzeiten und Getränke
  • Art und Stärke der Beschwerden
  • Stresslevel und besondere Ereignisse
  • Stuhlgang und seine Beschaffenheit
  • Medikamenteneinnahme

Nach einigen Wochen können Sie so oft Muster erkennen, die Ihnen bei der gezielten Behandlung helfen.

Behandlung: Was hilft bei einem Reizdarm?

Auch wenn das Reizdarmsyndrom nicht heilbar ist, gibt es einige Möglichkeiten, die Beschwerden zu lindern. Da die genauen Ursachen des Reizdarmsyndroms sehr individuell sind, gibt es keine einheitliche Behandlung, die bei allen Betroffenen gleich gut wirkt. Stattdessen wird die Therapie ganz auf Ihre persönliche Situation abgestimmt. Ein ganzheitlicher, individueller Ansatz verspricht dabei den größten Erfolg. Die wichtigsten Säulen zur Behandlung des Reizdarmsyndroms sind: 

1. Ernährungsumstellung

Eine entzündungshemmende Ernährung kann sich positiv auf Menschen mit Reizdarmsyndrom auswirken.  

Die FODMAP-arme Ernährung  wird in der S3-Leitlinie als Ernährungsempfehlung genannt. Dabei werden zunächst bestimmte fermentierte Lebensmittel und andere kritische Nahrungsmittel gemieden und später schrittweise wieder eingeführt. 

Wichtig: Die Umstellung auf eine FODMAP-arme Ernährung – oder jede andere strikte Diät – sollte unbedingt durch ärztliches Fachpersonal oder eine qualifizierte Ernährungsberatung begleitet und überwacht werden. Sie erfolgt in drei Phasen:

  • Eliminationsphase: Bestimmte Lebensmittel werden für 6 bis 8 Wochen gemieden
  • Testphase: Systematisches Wiedereinführen einzelner Lebensmittel
  • Langfristige Ernährungsumstellung: Basierend auf Ihren persönlichen Toleranzen

2. Bewegung und Entspannung im Alltag

Regelmäßige körperliche Aktivität durch moderate Bewegung kann die Darmfunktion positiv beeinflussen:

  • 30 Minuten Bewegung an mindestens 3 Tagen pro Woche
  • Geeignet sind: Spazierengehen, Schwimmen, Radfahren, Yoga
  • Bauchmuskeltraining kann die Verdauung unterstützen

Weniger Stress tut nicht nur Ihrer Seele, sondern auch Ihrem Darm gut. Wenn Sie Stress im Alltag reduzieren möchten, versuchen Sie es hiermit: 

  • Progressive Muskelentspannung
  • Autogenes Training
  • Achtsamkeitsübungen
  • Regelmäßige Entspannungspausen im Alltag

Auch Therapie- oder Selbsthilfegruppen können Betroffenen bei der Krankheitsverarbeitung helfen und zu einer Linderung führen.

3. Medikamentöse Behandlung

Je nach vorherrschenden Symptomen können in Absprache mit Ihrem Arzt auch verschiedene Medikamente eingesetzt werden. 

Behalten Sie dabei immer im Hinterkopf: Es gibt nicht die eine Lösung für alle. Vielmehr sollten Sie ausprobieren, was für Sie am besten funktioniert. Auch wenn die Beschwerden belastend sind – mit der richtigen Strategie und professioneller Unterstützung lässt sich ein Reizdarmsyndrom gut in den Griff bekommen.

Autorin: Nadine Weißschuh (suxeedo Redaktion), Expertenunterstützung Dr. med. Constantin Weichert (Assistenzarzt für Innere Medizin/Nephrologie)

 

www.bundesaerztekammer.de/fileadmin/user_upload/BAEK/Patienten/Patienteninformationen/reizdarmsyndrom-kip.pdf (10.12.2024)

register.awmf.org/assets/guidelines/021-016l_S3_Definition-Pathophysiologie-Diagnostik-Therapie-Reizdarmsyndroms_2022-02.pdf (10.12.2024)

www.rosenfluh.ch/media/arsmedici-dossier/2018/02/Management-des-Reizdarmsyndroms.pdf (10.12.2024)

Pohl, D., Vavricka, S., Fox, M., Madisch, A., Studerus, D., Wiesel, P., ... & Wildi, S. (2023). Häufige Magen-Darm-Beschwerden: Management der funktionellen Dyspepsie und des Reizdarm-Syndroms in der Praxis. Praxis. 

www.aerzteblatt.de/archiv/197046/Diagnose-und-Therapie-der-funktionellen-Dyspepsie (10.12.2024)

www.gesundheitsinformation.de/reizdarmsyndrom.html  (10.12.2024)

www.gastro-liga.de/fileadmin/download/RTGBR-PUBLIC/Reizdarm_V27-05-08.pdf  (10.12.2024)

www.rosenfluh.ch/media/arsmedici/2015/12/Reizdarmsyndrom-Diagnose-und-Behandlung.pdf  (11.12.2024)

www.aerzteblatt.de/archiv/25276/Das-Reizdarmsyndrom-Definition-Diagnosesicherung-Pathophysiologie-und-Therapiemoeglichkeiten (11.12.2024)

www.gesundheitsinformation.de/was-hilft-bei-reizdarm-und-was-nicht.html (11.12.2024)

www.psychologie.uni-konstanz.de/fachbereich/aktuelles/aktuelles/stressabbau-in-nur-zehn-minuten/ (11.12.2024)

www.gesundheit.gv.at/leben/stress/entspannt-bleiben.html (11.12.2024)

www.rosenfluh.ch/ernaehrungsmedizin-2013-03/fodmap-konzept-praktische-umsetzung-und-fallbeispiele (16.12.2024)

www.yalemedicine.org/news/low-fodmap-diet (11.12.2024)

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