Warum zu viel Süßes zum Problem werden kann Zucker und Entzündungen
Zucker ist in unserem Alltag allgegenwärtig. In vielen Lebensmitteln sorgt er nicht nur für einen guten Geschmack, sondern dient auch als Konservierungsmittel. Das Problem: Ein Übermaß an Zucker begünstigt Entzündungen im Körper und langfristig sogar Autoimmunerkrankungen. Warum ist das so? Und wie viel Zucker sollten wir täglich maximal aufnehmen?
- Welche Aufgabe übernimmt Zucker in unserem Körper?
- Diese Zuckerarten gibt es
- Die Folgen eines hohen Zuckerkonsums
- Insulin: Verbindungsglied zwischen Blut und Zelle
- So fördert Zucker chronische Entzündungen
- Für alle, die es genauer wissen wollen
- Weitere negative Effekte von Zucker auf unseren Körper
- mhplus-Ernährungskurse
- Wie viel Zucker am Tag ist in Ordnung?
- Gesund leben – mit einem bewussten Zuckerkonsum
Welche Aufgabe übernimmt Zucker in unserem Körper?
Ganz grundlegend ist Zucker in unserem Körper nichts Schlechtes. Im Gegenteil: Er ist der Treibstoff, den wir für fast alle Funktionen unseres Organismus benötigen. Bewegen wir uns, transportiert unser Blut den Zucker beispielsweise zu den jeweiligen Muskelzellen. Dort wird er dann in Energie umgewandelt. Auch für die Atmung oder beim Denken benötigen wir Energie aus einer kontinuierlichen Zuckerzufuhr. Unser Körper kann daher jede zu uns genommene Nahrung in Zucker aufspalten.
Diese Zuckerarten gibt es
Nutzbare Zuckerarten gibt es für unseren Körper hauptsächlich zwei: Fruktose und Glukose. Fruktose, auch als Fruchtzucker bekannt, ist vorrangig in Kernobst und Beeren, aber auch in nahezu allen anderen Obstsorten vorhanden. Glukose ist ebenfalls in Obst, aber auch (genau wie Glukose) in kleinen Teilen in Gemüse vorhanden, beispielsweise in Zwiebeln.
Neben diesen Grundformen des Zuckers gibt es Zuckerarten, die Glukose und Fruktose kombinieren. Herkömmlicher Haushaltszucker ist beispielsweise Saccharose. Das ist eine Kombination aus Glukose und Fruktose.
Die Folgen eines hohen Zuckerkonsums
Nehmen wir Zucker über unsere Ernährung auf, wird dieser gespeichert. Glukose gelangt vergleichsweise schnell über die Dünndarmschleimhaut ins Blut und von dort in die Leber und Niere. Fruktose wird dagegen langsam vom Darm absorbiert und dann von der Leber aufgenommen.
Sind die Speicher in der Leber und der Niere gefüllt und wir nehmen weiterhin Zucker zu uns, wandelt der Körper Fruktose und Glukose in Fettsäuren und Fette um. Bei häufiger Zuckerzufuhr steigt und sinkt der Blutzuckerspiegel und damit der Insulinspiegel zudem häufig. Im Zusammenspiel kann das nicht nur zu Stimmungsschwankungen und Ermüdungserscheinungen führen – auch Übergewicht oder Diabetes können die Folge sein.
Insulin: Verbindungsglied zwischen Blut und Zelle
Bevor Glukose in den Zellen zu Energie umgewandelt wird oder in anderer Form weiterverarbeitet werden kann, muss sie aus dem Blut in unsere Zellen transportiert werden. Diese Aufgabe übernimmt das Insulin im Körper. Bei der Glukoseaufnahme steigt deswegen neben dem Blutzuckerspiegel auch der Insulinspiegel kurzfristig. Geschieht das durch eine sehr häufige Zuckerzufuhr oft am Tag, kann das die Insulinregulierung im Körper beeinflussen und Diabetes begünstigen. Fruktose wird dagegen insulinunabhängig verstoffwechselt. Diabetes begünstigt aber auch Fruktose.
Eine hohe Fruktoseaufnahme kann die Darmfunktion stören und Blähungen und Entzündungen hervorrufen. Das ist vor allem dem oben beschriebenen Fakt geschuldet, dass diese Zuckerart nur sehr langsam vom Darm aufgenommen wird.
So fördert Zucker chronische Entzündungen
Ein hoher Zuckerkonsum fördert auch entzündliche Prozesse im Körper, stört das Immunsystem und erhöht dadurch das Risiko für Autoimmunerkrankungen. Das hat unter anderem ein Forschungsteam der Universität Würzburg in einer 2022 erschienenen Studie herausgefunden.
Laut der Studie aktiviert ein übermäßiger Zucker- und Kohlenhydratkonsum bestimmte Immunzellen, die dann über Umwege körpereigenes Gewebe angreifen können. Dies fördert die Entstehung von Erkrankungen mit chronischen Entzündungen wie Morbus Crohn, Colitis ulcerosa oder Typ-1-Diabetes.
Für alle, die es genauer wissen wollen
Die Forscher untersuchten die T-Helferzellen vom Typ 17 (Th17-Zellen). Diese Immunzellen tragen große Mengen des Glukosetransporters GLUT3 auf ihrer Oberfläche. Das ist ein Transporter, der den Zellen bei der Zuckeraufnahme hilft. In den Mitochondrien wandelt GLUT3 die Glukose zu Zitronensäure um. Im Zellplasma wird diese dann abermals zu dem Acetyl-Koenzym A umgewandelt. Und genau für dieses Acetyl-Koenzym A konnten die Forscher zeigen, dass es entzündungsfördernde Gene aktiviert.
Weitere negative Effekte von Zucker auf unseren Körper
Neben dem Risiko für Autoimmunerkrankungen gibt es noch weitere Risiken, die mit einem schädlichen Zuckerkonsum einhergehen. Ein wichtiger Aspekt ist die exzessive Glykation: Dabei entstehen schädliche Verbindungen, wenn Eiweiße und/oder Fette im Blut auf zu viel Zucker treffen. Diese sogenannten „Advanced Glycation Endproducts“ (AGEs) sind entzündungsfördernd und schädigen das Gewebe.
Zudem kann ein hoher Zuckerkonsum die Durchlässigkeit der Darmwand erhöhen. Eine erhöhte Darmdurchlässigkeit (auch als „Leaky-Gut-Syndrom“ bekannt) bedeutet, dass die Schutzfunktion des Darms gegen Toxine und Krankheitserreger sinkt. Dadurch können schädliche Stoffe leichter in den Blutkreislauf gelangen und Entzündungen begünstigen.
Ein weiterer negativer Effekt von zu viel Zucker ist die Beeinflussung der Blutfettwerte. Hoher Zuckerkonsum lässt das „schlechte“ LDL-Cholesterin ansteigen, was wiederum das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhöht.
mhplus-Ernährungskurse
Die mhplus bezuschusst Ernährungskurse in ganz Deutschland. Erfahren Sie alles über eine ausgewogene und gesunde Ernährung, die Sie schlank und fit macht.
Zu den ErnährungskursenWie viel Zucker am Tag ist in Ordnung?
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt, den täglichen Zuckerkonsum auf 25 bis maximal 50 Gramm, beziehungsweise 5 bis 10 Prozent der Energiezufuhr, zu beschränken. Dabei geht es um freien Zucker, der in Säften, Süßspeisen oder auch in Honig vorhanden ist. Frisches Obst oder etwa Milch fällt nicht in die Rechnung.
In Deutschland liegt der durchschnittliche Konsum bei etwa 91 Gramm pro Tag, also deutlich über der empfohlenen Menge. Dabei ist es wichtig, zwischen Zucker aus natürlichen Quellen wie Obst und hochverarbeiteten Quellen wie Süßspeisen, Softdrinks oder Konfekt zu unterscheiden. Während Obst in Maßen sehr gesund ist, sollten Süßspeisen, Softdrinks und Konfekt nur in Maßen und bewusst verzehrt werden.
Viele unterschätzen auch, wie viel Zucker in Fertigprodukten und Backwaren enthalten ist. Keine Angst: Das heißt nicht, dass Sie beispielsweise auf Weißbrot gänzlich verzichten sollten. Der versteckte Zucker in alltäglichen Lebensmitteln erklärt allerdings, warum eine zusätzliche Zufuhr von Zucker oft schnell zu einem schädlichen Überschuss an Glukose oder Fruktose führt.
Gesund leben – mit einem bewussten Zuckerkonsum
Ein bewusster Umgang mit Zucker ist ein wichtiger Schritt für einen gesunden Lebensstil. Indem Sie den Zuckerkonsum reduzieren und auf versteckte Zuckerquellen in Fertigprodukten achten, können Sie das Risiko für viele Gesundheitsprobleme deutlich senken. Eine ausgewogene, entzündungshemmende Ernährung, die natürliche Zuckerquellen wie Obst bevorzugt und stark verarbeitete Lebensmittel vermeidet, hilft dabei, Entzündungen vorzubeugen und das allgemeine Wohlbefinden zu fördern.
Eine entzündungshemmende Ernährung können Sie zusätzlich mit Antioxidantien und Omega-3-Fettsäuren unterstützen. Was es damit auf sich hat, erfahren Sie in unseren Artikeln Antioxidantien Wirkung, Omega-3-Fettsäuren Wirkung und entzündungshemmende Gewürze.
- Ausgewogene Ernährung Wer sich ausgewogen ernähren will, muss auf nichts verzichten. Einige Regeln helfen bei der Auswahl der richtigen Lebensmittel.
- Welche Vitamine gibt es? Vitamine sind winzig klein, spielen bei unserer Ernährung jedoch eine große Rolle. Aber was sind eigentlich Vitamine und warum brauchen wir sie?
- Ernährungsformen und Diäten Ernährungsformen und Diäten gibt es viele: Vegetarisch, Low Carb Rohkost, Palao… – wie gesund sind sie?