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Frau ritzt sich mit Rasierklinge in die Haut
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Selbstverletzung Ritzen bis aufs Blut

Sich selbst zu verletzen, kann zur Sucht werden. Warum ritzen sich Betroffene wieder und wieder in die Haut oder verletzten sich auf andere Weise. Was steckt dahinter? Und wie sollten Eltern reagieren?

Schmerzen und Verletzungen gehen wir eigentlich grundsätzlich aus dem Weg. Umso schockierender, dass sich ausgerechnet Jugendliche gezielt selbst verletzten. Sie schneiden oder ritzen sich zum Beispiel mit Rasierklingen, Scherben oder Nägeln regelmäßig in die Haut – an den Armen oder Beinen, manchmal auch am Bauch oder der Brust. Wie viele Jugendliche davon betroffen sind, ist umstritten. Manche Studien gehen davon aus, dass jeder siebte Jugendliche betroffen ist, andere glauben, dass jeder dritte Erfahrungen mit Selbstverletzung hat. Was bringt Jugendliche dazu, sich selber Schmerzen zuzufügen?

Motive für das Ritzen

In der Medizin gilt die Selbstverletzung als Symptom eines psychischen Problems. Betroffene Jugendliche stehen mitunter unter großen seelischen Belastungen und sie berichten, dass ihnen der Schmerz ein Gefühl der psychischen Erleichterung verschafft. Spannungen lösen sich. Sie hoffen, Gefühle wie Einsamkeit, Angst oder Aggression durch Ritzen oder andere Selbstverletzungen abzuschwächen oder zu überdecken. Für manche erscheint das die einzige Möglichkeit, mit Problemen oder schmerzlichen Erlebnissen umzugehen oder sie zu bewältigen. Andere können ihre Gefühle nicht artikulieren, ausdrücken oder regulieren. Häufig ist Ritzen auch Symptom einer Borderline-Persönlichkeitsstörung. Darunter wird eine Störung verstanden, bei der die Patienten ihre emotionalen Spannungen nicht kontrollieren können.

Ritzen wird meistens versteckt

Folgende Verhaltensweisen können Anzeichen für Selbstverletzung sein. Erkrankte Jugendliche ziehen sich häufig zurück. Sie treffen kaum noch Freunde und gehen ihren Hobbys nicht mehr nach. Betroffene Jugendliche sagen mitunter auch, dass sie sich wertlos oder hoffnungslos fühlen. Sie versuchen außerdem, die durch die Selbstverletzungen verursachten Verletzungen, zu verheimlichen. Daher tragen sie – auch im Sommer oder beim Sport – Kleidung, die die sichtbaren Verletzungen bedeckt.

Wie können Eltern auf Ritzen reagieren?

Wenn Eltern von den Selbstverletzungen ihrer Kinder erfahren, sind sie meist schockiert, reagieren mit Unverständnis und fühlen sich hilflos. In dieser Situation sollten Eltern dem Kind auf keinen Fall Vorwürfe machen, es bewerten oder kritisieren. Viel wichtiger ist es, sich Zeit für ein Gespräch zu nehmen. Ohne dabei jedoch bohrende Fragen zu stellen.

Eine Anlaufstelle kann der Kinder- und Jugendarzt sein. Aber auch Erziehungsberatungsstellen können hilfreiche erste Anlaufstellen sein. Dort können sich Eltern auch zunächst einmal alleine beraten lassen. Möglicherweise werden auch Kinder- und Jugendpsychiater zur weiteren Behandlung hinzugezogen. Ritzen und andere Selbstverletzungen sind Ausdruck eines Problems. Die Verletzungen selbst sind nur eine Problembewältigungsstrategie, das sollten sich Eltern bewusst machen.  

Für Eltern ist das eine große Herausforderung. Denn für sie ist es schwierig, ihre eigenen Gefühle und ihre Besorgnis zu kontrollieren. Besonders dann, wenn es bereits Streit in der Familie gegeben hat oder die Sorge allmächtig wird. Gerade in diesen Fällen ist es sinnvoll, sich Rat und Unterstützung von außen zu holen.

Wer ist von Selbstverletzung betroffen

Die meisten Patientinnen und Patienten erkranken im Alter zwischen 12 und 16 Jahren daran. In Deutschland fügt sich etwa jeder siebte Heranwachsende pro Jahr selbst Verletzungen zu, jeder 25. mehrmals, schätzen Experten.

Motive für die Selbstverletzung

Ein britisches Forschungsteam stellte aus verschiedenen Studien eine Liste mit Gründen für die Selbstverletzung wie ritzen zusammen. Dazu zählen unter anderem:

  • Um Hilfe rufen
  • Gefühle betäuben
  • Kontrolle über den eigenen Körper erfahren
  • Ein angenehmes, befriedigendes Gefühl hervorrufen
  • Sich lebendig fühlen
  • Inneren Schmerz ausdrücken
  • Sexuelle Anspannung abbauen
  • Sich vor anderen schützen
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